Leichter ans Ziel kommen
Es war einer der schönen Sommertage, als ich mit einem Glas Wein und vielen Gedanken auf dem Balkon saß. Der Blick schweifte ins Grüne. Ich war unglücklich und unzufrieden. In einem Magazin habe ich einen klugen Satz von Gotthold Ephraim Lessing gelesen:
„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch geschwinder als jener, der ohne Ziel herumirrt.“
Und wie viel Zeit bleibt mir noch für meine Ziele und Träume? Ich bin jetzt 46 Jahre jung. Irgendwie hat mein Leben nicht die richtige Balance. Alle sind mir wichtiger als ich mir selbst. Anderen gelingt es scheinbar spielend, in sich zu ruhen, erfolgreich und zufrieden zu sein. Was mache ich falsch und die anderen anders?
Das zweite Glas Rose ist leer – nachschütten. Ja, das Hamsterrad mit dem Namen Alltag reibt mich auf und frisst so viel von meiner freien Zeit. Ich habe mir es aber auch viel zu bequem in meiner Wohlfühloase gemacht. Es geht mir gut, aber gerade deshalb bin ich so träge geworden. Ich gebe täglich mein Bestes, doch wozu eigentlich? Ich fühle mich fremd in meinem eigenen Leben der verpassten Chancen und unerfüllten Träume. Ich steuere ein Leben, das ich gar nicht führen will. Selber schuld! Das Beste kommt nicht zum Schluss. Mein Leben braucht eine neue Würze. Ich krempele mein Leben jetzt um, in kleinen Schritten, aber nachhaltig. Ich bin ja unabhängig, auch finanziell und habe ein funktionierendes soziales Netzwerk. Ich traue mich. Ich fange jetzt an, denn ich habe viel zu lange gewartet. Auf den richtigen Zeitpunkt, den es nicht gibt oder auf einen günstigeren Moment, den ich immer irgendwie verpasst habe. Ich traue mich, weil ich den Mut habe, etwas zu tun.
Der Rose schmeckt, Parole einschenken. Eine beschwingte Grundlage für eine persönliche Wunschliste meiner Lebensträume. Denn ich bin neugierig, wie alles so klappen kann und motiviert, meinem Leben neue Impulse zu geben. Ein Blick in Google: 697.000 Treffer zum Thema „Wunschliste für das Leben“. Dabei war es als Kind so einfach, denn damals wussten wir einfach was wir uns wünschten. Wir wussten zwar, dass wir nicht alles davon bekommen würden. Und jetzt: Jetzt gehe ich auch ganz naiv heran und schreibe alles auf, was mir wichtig ist, um meine Ziele zu erreichen und Träume zu verwirklichen. Ich möchte mein Leben wieder mehr lieben, mich weiterentwickeln. Aber was will ich im Leben? Was will ich vom Job, von der Liebe, von mir selbst? Was will ich noch alles ausprobieren? Was fasziniert mich? Was sind meine Ideen, Ideale und Zukunftsbilder?
Die letzten Tropfen plätschern ins Glas. Flasche leer, Kopf voller Dinge, etwas Besonderes zu machen, etwas Unvergessliches. Abflug für die Fantasiereise: Fallschirmspringen, Ballon fahren, meinen eigenen Wein auf einem Gut anbauen und viermal im Jahr an Wochenende dort arbeiten, den Tabakanbau und die Produktion auf Kuba besuchen, von Hamburg nach New York mit der Queen Mary reisen, Kochen lernen, eine Typberatung machen, mich sozial engagieren und meine Erfahrungen an andere weitergeben, mehr Zeit für Golf und Freunde haben, aber auch weniger arbeiten, gelassener werden und das Leben mehr genießen....
Sechs Monate später. Mein Leben passt wieder zu mir, ganz ohne Druck. Ich habe mein Leben nach meinen Bedürfnissen ausgerichtet. Meine persönlichen Pläne und meine Wunschliste haben mir dabei Klarheit gebracht, was ich zum Wohlfühlen brauche. Ich habe einen Winzer an der Mosel entdeckt, der mir Rebstöcke vermietet hat. Nächstes Jahr erhalte ich rund 50 Flaschen von meinem eigenen Tröpfchen. Ein schönes Gefühl. Und falls es dann doch mal Zeiten gibt, wo das eine oder andere schief läuft, so wirft mich das nicht gleich aus der Bahn.
Es war gar nicht so schwer. Einfach mal aufraffen und dranbleiben
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